In der Schweiz zählt Weiterbildung zu den beliebtesten Investitionen in die eigene Karriere. Ein neues CAS, ein Diplom oder gar ein MBA sollen die Türen zum Traumjob öffnen – so die Hoffnung vieler. Doch leider zeigt sich immer häufiger: Weiterbildungen sind im externen Bewerbungsprozess oft weniger wertvoll, als viele denken. Woran liegt das?
Was Recruiter wirklich sehen wollen: Passgenauigkeit vor Weiterbildung
In der schweizerischen Berufswelt gilt häufig die Devise: keine Lücken im Lebenslauf und Passgenauigkeit. Recruiter schätzen die Sicherheit, die jemand vorweist, der bereits Erfahrung in der jeweiligen Branche und in einer ähnlichen Position mitbringt. Wir erleben das regelmässig. Diplome von weiterführenden Ausbildungen werden in Rekrutierungsprozessen wenig gewichtet, insbesondere wenn diese nicht bereits mit einer Berufspraxis einhergehen. Auch eine Studie des Personalvermittlers von Rundstedt untermauert dies: Für die Mehrheit der Personalverantwortlichen steht Berufserfahrung im Vordergrund. Im Labyrinth des breiten Weiterbildungsangebotes scheint es für viele Rekrutierungsverantwortliche schwierig zu sein, die entsprechenden Ausbildungen und deren Wertigkeit richtig bewerten und einschätzen zu können. Für viele «Weiterbildungswillige» mag das überraschend klingen, aber unsere Erfahrung zeigt eindeutig, dass das Praxisprofil das A und O bleibt.
Was bedeutet das konkret? Im Bewerbungsprozess sind Weiterbildungen häufig nicht das „Zünglein an der Waage“, das zu einer Einstellung führt – vielmehr gelten sie als „nice to have“. Besonders im Management oder bei höheren Führungspositionen kommt es häufig darauf an, wie lückenlos und direkt verwertbar die bisherigen praktischen Berufserfahrungen der Kandidaten sind.
Weiterbildungen als persönlicher Mehrwert
Das bedeutet jedoch nicht, dass Weiterbildungen wertlos sind. Der persönliche Wert, den Weiterbildung für die Teilnehmenden und deren Persönlichkeitsentwicklung selbst hat, ist oft hoch und nicht zu unterschätzen: Neue Fähigkeiten, Kontakte und vor allem Perspektiven können Türen öffnen – wenn auch nicht immer direkt in die erträumte Wunschposition. Gerade in Feldern wie Leadership oder Change Management geht es oft mehr darum, neue Impulse zu setzen und sich selbst weiterzuentwickeln.
Ich werde in meinen Coachings häufig gefragt, ob eine Weiterbildung sinnvoll sei. Meine Antwort hier ist häufig dieselbe. Meiner Meinung nach erfüllt eine Weiterbildung dann ihren Zweck, wenn sie mit einem klaren Ziel angegangen wird – sei es, Fachwissen zu erweitern, das berufliche Netzwerk auszubauen oder einfach neue Perspektiven zu gewinnen. Auch würde ich mich gut über die jeweiligen Bildungsinstitute informieren und entsprechend gezielt auswählen!
Eine strategische Entscheidung: Wann lohnt sich eine Weiterbildung wirklich?
Bevor du also den nächsten Kurs oder CAS buchst, überlege dir: Was will ich wirklich damit erreichen? Ein klares Ziel hilft nicht nur bei der Auswahl der passenden Fortbildung, sondern auch dabei, den Wert dieser Weiterbildung für den Karriereweg realistisch einzuschätzen.
Ein wichtiger Tipp: Sichtbarkeit der Kompetenzen erhöhen
In der Praxis hilft es oft, den Nutzen der eigenen Fortbildung greifbar, sprich verständlich zu machen. Anstatt die jeweilige Weiterbildung nur als Stichpunkt auf dem Lebenslauf aufzuführen, zeigen konkrete Anwendungen – z. B. durch Projektbeispiele –, dass man nicht nur Theorie gelernt, sondern Wissen auch praktisch umgesetzt hat. Viele Unternehmen bevorzugen eine Bewerbergeschichte, in der die neuen Fähigkeiten direkt in die Berufspraxis einfliessen.
Fazit: Weiterbildungen als Add-on statt als Karrieregarantie
Die Realität sieht oft anders aus als die Erwartungen. Für die eigene Entwicklung und den beruflichen Horizont können Weiterbildungen wertvoll sein – doch im Bewerbungsprozess zählen letztlich der möglichst lückenlose Lebenslauf und die direkt verwertbare, möglichst deckungsgleiche Berufserfahrung. Weiterbildung ist ein persönlicher Mehrwert, aber kein Ticket zur Wunschposition. Die Entscheidung für oder gegen eine Weiterbildung sollte strategisch getroffen werden, um den Nutzen nicht nur persönlich, sondern auch beruflich voll auszuschöpfen.
Wer am Ball bleibt, wird in seiner Karriere nicht nur durch Zertifikate, sondern vor allem durch seine Erfahrung und authentische Kompetenz überzeugen.
Hier verlinke ich dir gerne noch den Beitrag von SRF4, falls du hineinhören magst und das Thema weiter vertiefen möchtest:
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