Seit nun über 15 Jahren begleite ich Menschen sowohl im Coaching als auch im Outplacement. Dabei begegne ich immer wieder der gleichen Frage:
Warum warten Unternehmen so lange, bevor sie handeln?
Viel zu oft werden Konflikte, Unzufriedenheit oder Leistungsprobleme über Monate oder Jahre hinweg ignoriert oder ausgesessen – bis schliesslich die Kündigung als vermeintlich einzige Lösung bleibt. Doch hätte man nicht schon viel früher ansetzen und durch gezieltes Coaching eine konstruktive Entwicklung ermöglichen können?
Wann ist welches Instrument sinnvoll – und welche strategische Rolle kann ein Coaching spielen?

Outplacement: Eine sinnvolle Massnahme, aber oft spät
Kündigungen sind für alle Beteiligten eine Herausforderung – für die betroffenen Mitarbeitenden ebenso wie für Unternehmen. Dabei helfen Outplacement-Programme, den Übergang in eine neue berufliche Zukunft zu erleichtern.
Ein Outplacement ist eine professionelle Unterstützung für Mitarbeitende, die sich nach einer Kündigung neu orientieren müssen. Unternehmen bieten diesen Service aus verschiedenen Gründen an:
Soziale Verantwortung: Ein faires Trennungsmanagement verbessert das Arbeitgeberimage.
Unterstützung für Betroffene: Bewerbungsberatung, Karriereplanung und mentale Begleitung erleichtern den Neuanfang.
Vermeidung von Konflikten: Ein professionell begleiteter Prozess kann rechtliche Auseinandersetzungen und negative Emotionen reduzieren.
Doch oft zeigt sich in Outplacement-Prozessen, dass viele Kündigungen vermeidbar gewesen wären.
Coaching als Alternative zur Kündigung
In meiner Arbeit als Outplacement-Berater höre ich oft Gründe für eine Trennung, die nicht zwingend wirtschaftlicher Natur sind: Kommunikationsprobleme, ungelöste Konflikte, mangelnde Leistung oder fehlende Entwicklungsperspektiven.
Hier kann Coaching ansetzen, um rechtzeitig Lösungen zu finden:
Führungskompetenzen stärken: Viele Kündigungen resultieren aus schwierigen Führungssituationen. Ein Coaching kann Führungskräfte gezielt weiterentwickeln.
Kommunikation verbessern: Missverständnisse und Konflikte sind häufige Kündigungsgründe. Ein Coaching hilft, klare und wertschätzende Kommunikation zu etablieren.
Karriereperspektiven schaffen: Manchmal kündigen Unternehmen, weil sie keine Perspektive für eine Person sehen – doch mit gezielter Förderung könnte eine neue Rolle entstehen.
Leistungen verbessern: Dieser Punkt ist divers. Häufig hat dieser Aspekt nicht selten mit der mangelnden Klärung von Erwartungen zu tun. Ziele werden ungenau oder unrealistisch gesetzt, Abgrenzung erfolgt zu wenig klar oder es bestehen Organisations- oder Selbstmanagementschwierigkeiten. Diese Herausforderungen sind Klassiker in meinen Coaching-Prozessen.
Durch präventives Coaching können Kündigungen nicht nur vermieden, sondern auch die Zufriedenheit und Produktivität im Unternehmen erhöht werden.
Wann ist Outplacement die bessere Wahl?
Natürlich gibt es Situationen, in denen eine Trennung die beste Lösung ist. Eine fundierte Outplacement-Beratung kann in solchen Fällen den Übergang für die betroffenen Mitarbeitenden erleichtern und das Unternehmen als fairen Arbeitgeber positionieren. Doch wann ist Outplacement tatsächlich die richtige Entscheidung?
Betriebsbedingte Kündigungen: Restrukturierungen, Fusionen oder wirtschaftliche Herausforderungen können dazu führen, dass Positionen abgebaut werden müssen. In solchen Fällen hilft Outplacement, den betroffenen Mitarbeitenden eine neue Perspektive zu bieten und den Trennungsprozess sozialverträglich zu gestalten.
Unüberwindbare Konflikte: In manchen Fällen haben sich Spannungen oder Differenzen so weit verfestigt, dass eine produktive Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist. Wenn frühzeitige Massnahmen wie Coaching oder Mediation keine Lösung bringen, kann eine Trennung im beiderseitigen Interesse die beste Option sein. Ein professionelles Outplacement stellt sicher, dass die betroffenen Personen sich konstruktiv neu orientieren können.
Fehlende Entwicklungsperspektiven: Nicht jede Position bietet langfristige Wachstums- oder Entwicklungsmöglichkeiten – sei es aufgrund von Unternehmensstrukturen, persönlichen Interessen oder sich wandelnden Anforderungen. Wenn weder Mitarbeitende noch Unternehmen eine gemeinsame Perspektive sehen, kann eine begleitete berufliche Neuorientierung eine Chance sein, neue Wege zu gehen und neue Potenziale zu entfalten.
Checkliste: Hier ein paar professionelle Tipps, worauf Sie achten sollten, bevor Sie einen Outplacement-Auftrag vergeben?
Individuelle Betreuung: Standardlösungen helfen wenig – wichtig ist eine massgeschneiderte Begleitung. Am besten mit einem Blended-Learning-Ansatz.
Erfahrener Coach/Berater: Der Berater, die Beraterin, sollte sowohl den Arbeitsmarkt als auch psychologische Aspekte verstehen.
Umfassendes Angebot: Wird neben Bewerbungsstrategien auch mentale Unterstützung und Neuorientierung angeboten? Ich persönlich erachte zudem eine saubere Standortanalyse der betroffenen Person als elementar. Denn: Man sollte sich selbst kennen und wissen, wonach man sucht, bevor man losläuft.
Nachhaltigkeit: Eine gute Beratung endet nicht mit dem ersten neuen Job, sondern begleitet die Person langfristig. Wird ein Onboarding angeboten?
Mein Tipp: Coaching sollte früher genutzt werden
Outplacement ist eine wertvolle Unterstützung für Betroffene – aber es kommt oft zu spät. Unternehmen könnten durch präventives Coaching viele Kündigungen vermeiden und stattdessen Potenziale entwickeln.
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