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Künstliche Intelligenz erobert Jobinterviews

In der Welt der Arbeit haben digitale Technologien bereits zahlreiche Aspekte unseres Alltags verändert. Ein besonders interessanter Trend, der in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist die Nutzung künstlicher Intelligenz (KI) in Jobinterviews. Statt von einem Menschen werden Kandidaten zunehmend von Algorithmen beurteilt. Doch wo führt diese Entwicklung hin? Während sie einerseits Effizienz und Objektivität verspricht, wirft sie andererseits Fragen bezüglich Datenschutz, Ethik und der Zukunft der menschlichen Arbeitswelt auf.



Gelangweile Frau vor dem Laptop


KI in Jobinterviews: Effizienzsteigerung und Zugänglichkeit

Die Verwendung von KI in Jobinterviews kann den Rekrutierungsprozess erheblich beschleunigen. Algorithmen sind in der Lage, innerhalb kürzester Zeit eine grosse Menge an Videointerviews zu analysieren, wodurch Unternehmen Zeit und Ressourcen sparen. Zudem ermöglicht die Technologie eine weitreichende Skalierbarkeit des Rekrutierungsprozesses, da theoretisch unbegrenzt viele Bewerbungen gleichzeitig bearbeitet werden können.


Ebenso kann der Einsatz von KI die Zugänglichkeit des Bewerbungsprozesses verbessern. Kandidaten aus entfernten Regionen oder mit Mobilitätseinschränkungen können gleichermassen teilnehmen, da die Interviews von jedem Ort aus durchführbar sind. Dies könnte langfristig zu einer diverseren Arbeitswelt führen.


Objektivität und Vorurteile

Ein weiteres Argument für den Einsatz von KI in Jobinterviews ist die potenzielle Reduzierung menschlicher Vorurteile. Theoretisch könnte eine gut programmierte KI ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter, Ethnie oder andere persönliche Merkmale ausschliesslich die Eignung der Kandidaten für die Stelle bewerten. Jedoch ist dies stark abhängig von den Daten, mit denen die KI trainiert wird. Besteht der Datensatz aus historisch voreingenommenen Entscheidungen, könnten diese Vorurteile unbewusst in die KI-Entscheidungsfindung einfliessen. Dies kann dazu führen, dass Kandidaten aufgrund ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder anderer persönlicher Merkmale unbewusst benachteiligt werden.


Die Ironie dabei ist, dass KI oft als Mittel zur Überwindung menschlicher Vorurteile angepriesen wird, jedoch ohne eine sorgfältige Überprüfung und Anpassung der zugrundeliegenden Daten, könnte sie stattdessen zur Verfestigung dieser Vorurteile beitragen.

Datenschutz und ethische Bedenken

Die Verwendung von KI bei Jobinterviews wirft bedeutende Datenschutzfragen auf. Die Analyse von Videomaterial erfordert die Verarbeitung sensibler personenbezogener Daten, was ohne strenge Datenschutzmassnahmen bedenklich ist. Zudem besteht die Gefahr, dass KI-Systeme über das hinausgehen, was ethisch vertretbar ist, beispielsweise indem sie unbewusste Signale und Emotionen analysieren, um Persönlichkeitsmerkmale abzuleiten. Diese tiefgehende Analyse wirft Fragen hinsichtlich der Privatsphäre der Bewerber auf. Was passiert mit den Daten nach dem Interview? Wer hat Zugriff darauf und wie können die Bewerber sicher sein, dass ihre Informationen nicht missbraucht werden? Überdies erzeugt die Vorstellung, von einer KI „beobachtet“ und analysiert zu werden, ein Gefühl der Überwachung, das Stress und Angst bei den Bewerbern auslösen kann.


Mangel an menschlichem Urteilsvermögen

Meiner Meinung nach kann KI nie das nuancierte Verständnis menschlicher Interaktionen, das erfahrene Personalverantwortliche mitbringen, replizieren. Menschliche Beurteiler können Flexibilität und Empathie in ihre Entscheidungen einfliessen lassen, Nuancen in Antworten erkennen und die Einzigartigkeit jedes Kandidaten wertschätzen. KI hingegen folgt einem festgelegten Algorithmus, der solche Feinheiten leicht übersehen kann. Dies könnte zu einer Arbeitswelt führen, in der standardisierte Charakteristika über individuelle Fähigkeiten und Potenziale gestellt werden, was ich als gefährlich betrachte. Die zunehmende Automatisierung der Arbeitswelt, einschliesslich der Rekrutierungsprozesse, führt zu einer tiefgreifenden Veränderung der Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Es stellt sich die Frage, ob eine KI jemals die Intuition und das menschliche Urteilsvermögen eines erfahrenen Personalers vollständig ersetzen kann. Während KI eine wertvolle Unterstützung im Rekrutierungsprozess sein kann, dürfen die Bedeutung menschlicher Interaktion und die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, nicht unterschätzt werden.


Ein spannendes sowie kompaktes Video zum Thema vom ZDF findest Du hier:





Schlussfolgerung

Die Verwendung von KI in Jobinterviews bietet Vorteile, darunter Effizienzsteigerung, potenzielle Verringerung von Vorurteilen und verbesserte Zugänglichkeit. Jedoch müssen ethische und datenschutzrechtliche Bedenken sorgfältig adressiert werden, um sicherzustellen, dass die Technologie zum Wohle aller Beteiligten eingesetzt wird.


Letztlich könnte eine Kombination aus KI-gestützter Vorauswahl und menschlichem Urteilsvermögen der Schlüssel zu einem fairen und effektiven Rekrutierungsprozess sein.




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