Definition
Es sprechen mittlerweile alle von New Work. Ich stelle aber immer wieder fest, dass der Begriff zwar in aller Munde ist, die wenigsten allerdings genau wissen, was er wirklich bedeutet und welche Chancen New Work bietet. Auch die Gefahren werden häufig unter den Teppich gewischt. Dieser Blogbeitrag soll bei der Aufklärung ein wenig helfen.
New Work ist ein Sammelbegriff, der verschiedene Ansätze und Konzepte beschreibt, die die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend verändern. New Work steht für eine Arbeitswelt, die den Mitarbeitenden und dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt und sich von traditionellen, hierarchischen Strukturen löst.
Kernelemente von New Work:
Flexibilität und Mobilität: Arbeitszeiten und -orte werden nicht mehr festgelegt. Mitarbeiter können, je nach ihren persönlichen Vorlieben und Lebensumständen, wählen, wann und wo sie arbeiten. Dies umfasst Homeoffice, Remote-Arbeit und flexible Arbeitszeitmodelle.
Eigenverantwortung und Selbstbestimmung: New Work fördert die Autonomie der Mitarbeitenden. Sie erhalten mehr Verantwortung und Entscheidungsfreiheit in ihrem Arbeitsalltag, was wiederum Motivation und Zufriedenheit steigern soll.
Flache Hierarchien und agile Strukturen: Traditionelle Hierarchien werden aufgebrochen, und es entstehen agile Teams, in denen die Zusammenarbeit im Vordergrund steht. Entscheidungen werden schneller und gemeinschaftlicher getroffen, was die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens erhöht.
Sinnstiftende Arbeit: Ein zentrales Ziel von New Work ist es, den Mitarbeitenden Arbeit zu ermöglichen, die sie als sinnvoll empfinden. Dies umfasst oft auch die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und eigene Ideen einzubringen.
Digitalisierung und Technologie: Der Einsatz moderner Technologien spielt eine zentrale Rolle. Digitale Tools und Plattformen erleichtern die Zusammenarbeit und Kommunikation, unabhängig von Zeit und Ort.
Die eigentlichen Ziele von New Work
Das Hauptziel von New Work ist es, eine Arbeitswelt zu schaffen, die den Menschen in den Vordergrund stellt und ihm ermöglicht, sein volles Potenzial zu entfalten. Es geht darum, Arbeit nicht nur als Mittel zum Zweck zu sehen, sondern als Quelle der Erfüllung und als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung. Dabei soll auch die Work-Life-Balance gestärkt werden, sodass Beruf und Privatleben besser miteinander harmonieren.
New Work ist somit eine Reaktion auf die sich verändernden Anforderungen der modernen Arbeitswelt und versucht, den Wünschen und Bedürfnissen der Arbeitnehmer gerecht zu werden, während gleichzeitig die Effizienz und Innovationskraft der Unternehmen gesteigert wird.
Das mal zur Theorie. Die Praxis kann, muss dieser aber nicht unbedingt entsprechen. Es gibt mannigfache Vor- und Nachteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmende. Ich versuche hier die wichtigsten aufzuzeigen:
New Work: Zwischen Flexibilität und Überforderung
In der heutigen Arbeitswelt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Flexibilität zu bieten, ohne dabei ihre Mitarbeiter zu überfordern. Der Trend zu New Work verspricht mehr Freiheit, Eigenverantwortung und eine bessere Work-Life-Balance. Doch wie lässt sich diese Flexibilität mit den notwendigen Strukturen verbinden, um Überlastung und Chaos zu vermeiden?
Die Flexibilitätsfalle: Ein Balanceakt
Flexibilität ist zweifellos ein attraktives Arbeitsmodell. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und flache Hierarchien bieten Mitarbeitenden die Freiheit, ihren Arbeitsalltag individuell zu gestalten. Das fördert nicht nur die Zufriedenheit, sondern allenfalls auch die Produktivität. Doch zu viel des Guten kann schnell zur Belastung werden. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen, die ständige Erreichbarkeit und die Verantwortung, selbst für Struktur zu sorgen, können zu Stress und Überforderung beim Mitarbeitenden führen.
Auch kann nicht jeder Mitarbeitende mit der grossen Flexibilität umgehen. Es benötigt dazu eine grosse Portion Disziplin, Organisationsfähigkeit sowie auch Abgrenzungsfähigkeiten. Auch scheint mir wichtig, dass der Kunde immer König ist und bleibt. Damit meine ich, trotz aller Flexibilität sollte die Erreichbarkeit und Antwortzeit keinesfalls leiden. Das sieht meiner Erfahrung nach leider mittlerweile bei diversen Unternehmen anders aus. Das könnte und dürfte sich rächen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Strukturen schaffen, ohne Kreativität zu ersticken
Um ein Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Struktur zu finden, sollten Unternehmen klare Leitlinien entwickeln. Das bedeutet nicht, starre Regeln zu etablieren, sondern Orientierung zu bieten. Ein bewährtes Mittel ist das Setzen von klaren Zielen und Erwartungen. Diese Ziele sollten nicht zu langfristig gesetzt sein. Ich würde hier kurze Zeiträume empfehlen. Wenn Mitarbeitende genau wissen, was von ihnen erwartet wird, können sie innerhalb dieser Rahmenbedingungen frei agieren, ohne sich verloren zu fühlen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kommunikation. Regelmässige Meetings, in denen Fortschritte besprochen und Herausforderungen thematisiert werden, können helfen, den Überblick zu behalten. Dabei sollten Führungskräfte darauf achten, dass diese Meetings strukturiert, aber auch offen für kreative Ideen sind. Es geht darum, den Mitarbeitenden eine Plattform zu bieten, auf der sie sich austauschen und unterstützen können. Persönlich würde ich empfehlen, diese Meetings persönlich durchzuführen, sollte das geografisch möglich sein.
Tools und Technologien: Fluch oder Segen?
In der modernen Arbeitswelt stehen unzählige Tools und Technologien zur Verfügung, die den Arbeitsalltag erleichtern sollen. Doch auch hier lauert die Gefahr der Überforderung. Zu viele unterschiedliche Kommunikationskanäle, Projektmanagement-Tools und digitale Plattformen können schnell dazu führen, dass Mitarbeitende den Überblick verlieren.
Unternehmen sollten daher darauf achten, die Anzahl der verwendeten Tools auf ein sinnvolles Mass zu beschränken und sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden diese effizient nutzen können. Ein klar strukturiertes Onboarding und regelmässige Schulungen können hier Wunder wirken!
Führungskräfte als Balance-Künstler
Letztlich sind es die Führungskräfte, die den Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung von New Work in der Hand halten. Sie müssen nicht nur Vorbilder bezüglich Flexibilität und Struktur sein, sondern auch ein offenes Ohr für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden haben. Eine gute Führungskraft erkennt, wann ein Mitarbeiter Unterstützung benötigt und wann es an der Zeit ist, Freiräume zu geben. Gleichzeitig sollten Führungskräfte darauf achten, dass sie selbst nicht in die Flexibilitätsfalle tappen. Auch sie benötigen klare Strukturen und Zeiten, in denen sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Nur so können sie ihre Rolle als Unterstützer und Wegweiser für ihr Team effektiv ausfüllen.
Zudem, essenziell scheint mir, dass Führungskräfte zum Thema New Work intensiv geschult werden wollten. Das Führungsverhalten und die Anforderungen an unterschiedliche Kommunikationsformen im New Work unterscheidet sich rudimentär zu vergangenen Führungsverständnissen. Weiter sollte mit den Führungspersönlichkeiten auch das Verständnis und die Vorteile von New Work vermittelt werden. New Work ist ein Paradigmenwechsel im Leadership. Dies ist noch längst nicht bei jeder Führungskraft angekommen.
Mein persönliches Fazit: Flexibilität mit Augenmass New Work ist mehr als ein Trend – es ist eine grossartige Chance, sich als zeitgemässer und visionärer Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Doch wie bei jeder Veränderung ist es wichtig, die Balance zu halten. Flexibilität darf nicht zur Überforderung führen. Mit klaren Strukturen, einer guten Kommunikation und einer achtsamen Führung können Unternehmen ein Arbeitsumfeld schaffen, das sowohl Freiraum als auch Sicherheit bietet. So wird aus der Herausforderung eine echte Chance für alle Beteiligten.
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